Heilige Jahre gab es schon lange. Bereits im Alten Israel gab es die „Jowel-Jahre“, die Erlaß- und Befreiungsjahre. Alle 49 Jahre wurden den verschuldeten Menschen, ihre verpfändeten Äcker zurückgegeben und die Verbindlichkeiten erlassen. Im mosaischen Gesetz war dies geregelt. In den Büchern Levitkus und Numeri sind diese Vorschriften zu lesen. Von diesen „Jowel – Jahren leitet sich daher unser Wort „Jubiläum“ ab. Jubiläen verbinden sich bei uns häufig, statt Schuldenerlasse, mit zusätzlichen Zuwendungen. Bereits im Jahr 1475 legte Papst Sixtus IV. den Turnus der Heiligen Jahre, der Jubeljahre, auf 25 fest. Seit dieser Zeit begehen wir die Jubel Jahre. Gerade das Jahr 2000, das Milleniumsjahr, war somit von der Schuldenerlasskampagne ärmerer Staaten geprägt Viele pilgerten damals nach Rom, um auch durch die Heilige Pforte im Petersdom zu gehen.

Papst Franziskus rief vergangenes Jahr ein außerordentliches heiliges Jahr aus. Das Jahr der Barmherzigkeit! Er ließ dazu eigens ein Logo entwerfen. Der Jesuitenpater Marko Rupnik entwickelte dieses Logo.

Es zeigt den Sohn Gottes, der sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. Christus sieht mit dem Auge Adams und dieser mit dem Auge Christi. Ein Motiv des guten Hirten, der sich seiner Herde mit Barmherzigkeit und Liebe annimmt. Die Wundmale an den Händen und das schwarze angedeutete Kreuz verdeutlichen diese Hingabe.

Es bietet sich in diesem Jahr nun an, die Werke der Barmherzigkeit für sich selbst näher zu betrachten. Sieben konkrete Aufgaben, die, auf unser Leben übertragen, jeden von uns animieren mögen, sein eigenes Handeln zu reflektieren.

20160305_ Glaubensimpuls in der Fastenzeit- Barmherzigkeit-Johannesstuebchen 015Hungrige speisen

Was auch für mich heißen kann: Schenke ich den Menschen einen Glauben oder drücke ich ihm meinen auf?

Durstige tränken

Gebe ich Menschen die Möglichkeit sich frei zu entfalten oder entziehe ich den Raum der Kreativität?

Fremde beherbergen

Lasse ich Neues zu, das Veränderung mit sich bringt oder beharre ich auf dem Alten, was -unreflektiert- Stillstand bedeutet?

Kranke pflegen

Habe ich Geduld mit den Schwierigkeiten und Anliegen anderer oder schalte ich ab, weil es mir zu mühsam ist?

Nackte kleiden

Behandle ich die mich umgebenen Menschen mit der gleichen Würde oder stelle ich sie durch mein Wegschauen oder Urteilen bloß?

Gefangene besuchen

Nenne ich auch Ungerechtigkeit beim Namen und konfrontiere ich mich mit Fehlern, auch mit meinen eignen, oder lasse ich anderen diese schwierige Aufgabe?

Tote bestatten

Hab ich den Mut etwas abzuschließen und einen Schlussstrich zu ziehen?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Fragen im Jahr der Barmherzigkeit anregen sich aufzumachen Christus im anderen immer besser zu sehen und zu verstehen lernen. Das verändert uns zum Guten!

Ihr Pfarrer Martin Sauer
Quelle: Deutsche Bischofskonferenz