Einleitende Worte zur Eröffnung der Glaubenswoche am 4. März 2012
„Petrus“ – aramäisch: „Kephas“ – bedeutet „Stein“ oder genauer: „Fels“. Am Ende der Bergpredigt erzählt Jesus ein kleines Gleichnis (Mt 7,24-27): wie klug ein Mensch beraten ist, sein Haus nicht auf Sand, sondern auf Fels zu bauen. Denn sobald ein Wolkenbruch niedergeht, würde das Haus des einen weggeschwemmt, während das Haus des anderen stehen bliebe.
Das passt zur Namensverleihung an Simon: Er ist „Fels“ nicht wegen der Unerschütterlichkeit seines Glaubens oder der Festigkeit seines Charakters. Sein Fragen, sein Zweifeln und sein Scheitern sind überliefert. In der Passion hören wir jedes Jahr, wie er dreimal leugnete, ein Jünger Jesu zu sein und wie es ihn unmittelbar danach reute. Er ist „Fels“ als der Erste der zwölf Jünger. Die Zwölf stehen für das Gottesvolk, das Jesus für die Gottesherrschaft sammeln will. Petrus steht dafür, dass dieses Haus Bestand hat – weil Jesus ihn als Simon berufen hat.
Der Petrus-Namen erinnert daran, dass Jesus Menschen in seine Nachfolge ruft, deren Aufgabe es ist, seine Botschaft vom Reich Gottes so weiter zu tragen, dass sich das Volk Gottes sammelt. Mit Simon hat er begonnen, ihn hat er gesandt. Jüngerin oder Jünger ist man nie allein, sondern immer in der Gemeinschaft anderer Gleichgesinnter – und zwar durch die Zeiten hindurch und über die Generationengrenzen hinweg. Jesus will, dass das Evangelium in der Zeit nach seinem Tod und vor seiner Wiederkunft mit Leben erfüllt wird. Das aber setzt Kontinuität der Überlieferung, Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger und (bei allem Ringen) auch Übereinstimmung im Glauben voraus. Simon steht als Petrus (als Fels) dafür, dass Jesus dafür die Grundlage geschaffen hat und dass es Kirche immer nur auf dieser Basis gibt.
In der Glaubenswoche geht es um diesen festen Grund; um das Volk Gottes, das die Botschaft bis in unsere Zeit weiter getragen hat und die Ideen, die nötig sind, es auch den kommenden Generationen zu erschließen.
Barbara Wieland