Das gesamte Kirchenjahr erfährt seinen Höhepunkt in den drei österlichen Tagen („Triduum Sacrum“) vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn. Sie werden in den vierzig Tagen der österlichen Bußzeit vorbereitet und in den fünfzig Tagen bis zum Pfingstfest mit frohen Gottesdiensten fortgesetzt.

LetzteAbendmahl-Juan_de_Juanes(1523-1579)_Prado_Madrid

Das letzte Abendmahl - (Juan_de_Juanes 1523-1579)_Prado_Madrid

Die Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag verbindet die Einsetzung der Eucharistie und die Fußwaschung, also den Dienst Jesu an den Geringsten, untrennbar miteinander. Orgel und Glocken schweigen mit dem Verklingen des Gloria, die Feier endet in Stille mit der Übertragung der Eucharistie in die Krypta. Als Zeichen der Entäußerung Jesu auf seinem letzten Weg wird aller Schmuck im Altarraum entfernt. Die Nacht ist dem Wachen und Beten vorbehalten. Der Karfreitag ist der Tag, von dem wir über Jesus im Credo sprechen: „Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben“. Er ist als Bußtag zu halten, es gelten Fasten- und Abstinenzgebote. Dem Ritus der Kreuzverehrung kommt hohe Bedeutung zu. In Gesang und Gebet vollziehen die Gottesdienstbesucher die Passion nach dem Johannesevangelium mit. In den Großen Fürbitten werden die Anliegen von Kirche und Welt vor Gott getragen. Sie stehen zeichenhaft dafür, dass Jesus für das Heil und die Erlösung der ganzen Welt am Kreuze hing. Am Karsamstag gilt es, den Tod Jesu und seinen Abstieg in die Welt der Toten zu ertragen. Das „Verweilen am Grab“ begehen wir liturgisch im gemeinsamen Beten der Laudes am Morgen in der Kirche. In der Liturgie der Osternacht feiern wir das Geheimnis von Tod und Auferstehung, von der Erlösung und Befreiung der Menschen, in ergreifenden Riten. Das Feuer in der Nacht und das Einziehen der Osterkerze in die dunkle Kirche stehen sinnbildlich für Christus, das Licht der Welt. Im Exsultet, dem Osterlob, erklingt: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden“. Die biblischen Lesungen beginnen mit der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments und enden mit der Botschaft der Auferstehung. In keinem anderen Gottesdienst im Kirchenjahr wird die unbedingte Zusage der Erlösung eines Jeden durch Gott trotz aller menschlicher Unvollkommenheiten so ergreifend nahe gebracht. Die Eucharistiefeier ist der Höhepunkt der Osternacht, denn sie ist das österliche Sakrament: im Gedächtnis des Kreuzesopfers Christi, in der Gegenwart des Auferstandenen und in der Vorwegnahme des ewigen Paschafestes. Nach dem Ende des Festgottesdienstes kommt in der Agape, beim gemeinsamen Essen und Trinken, die Osterfreude der Gemeinde zum Ausdruck.

 

Barbara Wieland