Die Unruhen in unserem Partnerbistum Kumbo und den anderen anglophonen Gebieten werden immer brutaler. In den letzten Tagen wurden mehr als 10 Menschen bei Demonstrationen von Polizeikräften erschossen. Von massiver Militärpräsenz in den großen Städten wie Buea, Bamenda, Kumba oder auch Kumbo wird berichtet. Familien verlassen die Stadt Kumbo und bringen sich in den Dörfern im Umland in Sicherheit. Auch viele unsere Freunde sind dort auf der Flucht. Die Regierung hat für drei Tage eine Ausgangssperre verhängt. Junge Männer werden verhaftete, Handys beschlagnahmt, um die Kommunikation zu behindern. Das Gefängnis von Kumbo hat heute gebrannt, es gab mindestens vier Tote. Am heutigen 1. Oktober 2017 sind viele Menschen trotz der Präsenz der Staatsmacht auf die Straße gegangen, um für die Unabhängigkeit und für NO VIOLENCE (Keine Gewalt) zu demonstrieren. Im Gottesdienst heute morgen haben wir, die Christen von Unterliederbach, zusammen mit Father Joseph Clifford aus dem Bistum Kumbo gebetet:

Gott, unser Vater,
Vater aller Völker dieser Welt.

Viele Kilometer liegen zwischen uns,
den Menschen im Bistum Limburg
und den Menschen im Bistum Kumbo.
Weit voneinander entfernt leben und lieben,
arbeiten und beten wir.

Unsere Schwestern und Brüder in Kamerun
leiden unter einer korrupten Regierung.
Sie sind aufgestanden für die Freiheit.
Wir sind besorgt und leiden mit.

Gemeinsam sind wir auf dem Weg,
uns immer besser zu verstehen,
uns immer mehr als Schwestern und Brüder zu sehen, 
die einander nah und füreinander da sind.

Schenke du, Vater,
den Frieden und die Zuversicht für alle Menschen in Kamerun.

Lass uns – hier wie dort – Zeugen sein
für deine Liebe, die Grenzen sprengt
und Trennendes überwinden hilft.

So beten und bitten wir im Heiligen Geist
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Amen.

Am 1. Oktober 2017 jährt sich zum 56. mal der Unabhängigkeitstag der beiden südlichen Provinzen Kameruns unter dem britischen Mandat. Leider stand aber die Unabhängigkeit bei einem UN-Referendum 1961 nicht zur Disposition. Nur für eine Konförderation mit dem frankophonen Teil Kameruns oder Nigerias konnte abgestimmt werden. Dieser Jahrestag wird zum Anlass genommen, um die Unabhängigkeit mit großen Feiern und Protesten einzufordern. Der Name des neuen Staates ist Ambazonia. Mehr Informationen dazu unter www.ambazonia.org

Informatiuonen zu Ambazonia (nach WIKIPEDIA):
Kolonialzeit
Nachdem Deutschland den Ersten Weltkrieg verloren hatte, wurde die deutsche Kolonie Kamerun wie die anderen deutschen Kolonien zum Völkerbundsmandatsgebiet. Nachdem das 1911 von Frankreich erworbene Neukamerun abgetrennt worden war und wieder unter französische Verwaltung fiel, wurde am 28. Juni 1919 das Mandatsgebiet Kamerun unter den Siegermächten Großbritannien und Frankreich aufgeteilt. Während Frankreich den größeren Ostteil erhielt, wurde Großbritannien ein schmaler Gebietsstreifen im Westen an der Grenze zu Nigeria als Britisch-Kamerun zugeschlagen. Britisch-Kamerun war eingeteilt in eine südliche Zone (South Cameroons) und eine nördliche (North Cameroons). Nach Gründung der Vereinten Nationen im Jahre 1945 wurden die Mandatsgebiete zu UN-Treuhandgebieten.

Unabhängiges Kamerun
Am 1. Januar 1960 entließ Frankreich entsprechend den Mandatsbestimmungen Französisch-Kamerun in die Unabhängigkeit. Zuvor hatte die UN-Generalversammlung am 13. März 1959 die Resolution 1350 verabschiedet, die Volksabstimmungen im nördlichen und südlichen Britisch-Kamerun zur Zukunft dieses Gebietes vorsah. Am 11. und 12. Januar 1961 konnten die Bewohner Britisch-Kameruns in einer Abstimmung zwischen dem Anschluss an das angrenzende, englischsprachige Nigeria und einer Autonomie innerhalb Kameruns wählen; eine vollständige Unabhängigkeit stand nicht zur Wahl. Während sich der nördliche Teil für Nigeria entschied, verblieb der südliche Teil – das heutige Südkamerun – bei Kamerun. Die zugesprochenen Autonomierechte Südkameruns wurden jedoch durch die zentralistische Verfassung des Gesamtstaates zusehends abgebaut. So sorgte die Vereinheitlichung des Bildungssystems in französischer Sprache für Unmut unter den englischsprachigen Südkamerunern, die sich dadurch benachteiligt fühlten.

Mehr Informationen dazu unter www.ambazonia.org