GEDANKEN ZUM ADVENTSKRANZ
Der Brauch, einen Adventskranz zu binden und in Kirchen und Privathäusern aufzuhängen, ist seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil der Adventszeit geworden. Dennoch ist der Brauch relativ jung. Er geht auf Johann Heinrich Wichern († 1881), den Gründer und Leiter des „Rauhen Hauses“, einer evangelischen Sozialeinrichtung in Hamburg, zurück. Wichern hat ab 1838/39 im Rahmen einer kleinen Besinnung mit seinen „Zöglingen“ an jedem Tag des Advents im Betsaal eine kleine rote Kerze entzündet und diese später auf einen Holzkranz gestellt, sodass am Weihnachtsfest ein Lichterkranz den Saal erhellte.
Zusätzlich fügte man vier große weiße Kerzen an den Adventssonntagen hinzu. 1851 wurden die Wände des Saales mit grünen Zweigen geschmückt, bis endlich 1860 auch der Holzreifen mit Tannenreisig umwunden wurde. Der Brauch hat also seine Heimat im Bereich der norddeutschen protestantischen Frömmigkeit. Er wurde zunächst nur von Familien der sozial höheren Schichten übernommen.
Die einfacheren Leute kannten als Adventsschmuck die Barbarazweige oder Tellersaaten (Schalen, in denen Getreidekörner zum Keimen gebracht werden). Die Katholiken nahmen den Kranz mit den vier Kerzen nur sehr zögernd an. Erst 1925 hing ein Adventskranz in einer der katholischen Kirchen Kölns, seit 1930 finden wir ihn in München.
Mitten in allem vorweihnachtlichen Schmuck, der unsere Geschäftsstraßen, unsere Kirchen und Häuser ziert, ist das AdventsSymbol der Adventskranz geblieben. Der Kranz, der Kreis erinnert an die Ewigkeit Gottes, an seine Gegenwart in der Geschichte der Menschheit. Diese Gegenwart war und ist konkret vor allem in der Person Jesu Christi. Ihn nennen wir in der Sprache der Bibel und der Liturgie das „Licht der Welt“. Darum lassen die Kerzen des Adventskranzes an den Sohn Gottes, den lang erwarteten Messias denken. Es ist geradezu spannend und erinnert an unsere Kindheit, nach und nach die vier Kerzen zu entzünden. Sie entsprechen den vier Adventssonntagen, erinnern aber auch an die vier Elemente, die für die Erde stehen, der Jesus Christus das Licht Gottes gebracht hat. Wie in ihm sich Himmel und Erde verbinden, so verbindet die Symbolik des Adventskranzes Ewigkeit und Zeit, Gott und Welt. Einen Adventskranz zu basteln oder zu erwerben und in der Wohnung aufzustellen ist für glaubende Menschen nicht allein eine Sache von Schmuck, Zierde und vorweihnachtlicher Gemütlichkeit. Der grüne Kranz ist Zeichen der Hoffnung. So wie das frühe Dunkel der Dezembertage für die Finsternis steht, die Menschen in ihrem Leben erleben müssen, so stehen das Grün, der Kranz und die Kerzen für die Hoffnung, die der christliche Glaube schenkt.

 

Für den Liturgiekreis des PGR Barbara Wieland