Gabi Braun Hefter

Gabi Braun Hefter

Liebe Gemeindemitglieder,
„Der Anfang ist entscheidend“ – so höre ich noch meine Nachbarin, die vom ersten Vorstellungsgespräch ihres Sohnes berichtete. Die Frage der Kleidung, das sichere Auftreten, den Fragen Rede und Antwort stehen zu können – viele Gedanken beschäftigten den jungen Mann und seine Familie, denn der erste Eindruck ist prägend, und was am Anfang passiert, stellt die Weichen. Je gelungener der Einstieg, desto eher bleiben wir mit den Bildern dieses Anfangs verbunden.

Weihnachten – wir feiern Gottes Einstieg in die Welt.

Sein Anfang war anders als erwartet, nicht der königliche Herrscher, der mit seinem Machtapparat für Friede und Ordnung sorgt. Stattdessen hören wir von einer jungen Frau, die mit ihrem Mann durch die Gegend zieht, scheinbar überall zu spät kommt und damit zu den Verlierern der damaligen Gesellschaft gehört. Maria war nicht in der Geborgenheit eines schützenden Hauses, als sie ihren Sohn zur Welt brachte. Hat sich Gott so einen Anfang mit den Menschen gedacht? – Und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb – für einen Moment schien die Welt den Atem anzuhalten – eine Sternstunde für die Menschheit! Die Hirten, ohne Ansehen und Bildung, mit ihnen macht Gott einen Anfang und lässt ihnen von den Boten des Himmels die frohe Nachricht verkünden: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias der Welt.“ Vielleicht wurden diese Menschen des Feldes getrieben von ihrer Sehnsucht nach Wärme, Liebe und Geborgenheit – sie brachen auf und fanden das Kind in der Krippe. Was wird die Hirten, die das rauhe und nackte Leben gewohnt waren, wohl bewegt haben? Wer schon einmal an der Wiege eines Neugeborenen gestanden hat, mag etwas erahnen von dem Wunder der Menschwerdung. Tiefe Freude und Dankbarkeit mischt sich mit Zweifel und Ängsten vor dem Unbekannten. Aber gleichzeitig weckt der Anblick unsere Sehnsucht und Hoffnung, weil dieser neue Mensch einen Ausblick gibt auf alle Chancen eines Neubeginns.

„Im Anfang war das Wort – und in ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“

In Jesus Christus macht Gott einen Neuanfang mit den Menschen. Die Weihnachtsbotschaft ist wie eine leidenschaftliche Liebesgeschichte mit den Menschen. Der heruntergekommene Gott macht sich arm und klein, will zu jedem Menschen kommen, nimmt Wohnung selbst in der schäbigsten Hütte, im verborgensten Winkel und schenkt Vertrauen. „Komm“, sagt er, „lass dich halten, du kannst mir vertrauen, auf mich kannst du dich verlassen.“ Leben gelingt, wo ich vertraue, wo ich neue, unbekannte Wege gehen muss, wo manchmal auch ein Anfang zugemutet wird, den man nicht erwartet.

Auch für mich beginnt mit dem neuen Jahr ein Neuanfang in einer anderen Gemeinde, mit neuen Aufgaben und Herausforderungen. Seit August 2007 war ich als Gemeindereferentin hier in St. Johannes Apostel mit Ihnen unterwegs, in vielen Begegnungen und Gesprächen schenkten Sie mir Ihr Vertrauen, haben sich auf neue Ideen und Projekte eingelassen, sind mit mir wohl vertraute und neue Wege
gegangen. Dafür danke ich Ihnen, denn die Zeit in St. Johannes Apostel war auch für mich eine gefüllte Zeit, in der ich gerade im Miteinander und in den gemeinsamen Gottesfeiern immer wieder die Nähe Gottes spüren durfte „Im Anfang war das Wort“ – Gott ist ein Gott der Anfänge, von Anfang an mit dabei, und – Gott setzt im Kleinen an, daran werden wir gerade an Weihnachten, der Geburt des Gottessohnes erinnert. Gott gibt Chancen und Möglichkeiten, Kleines wachsen und gedeihen zu lassen.

Mit Jesus Christus setzt Gott einen entscheidenden Anfang, es liegt an uns, dass Gottes Anfang Kreise zieht. Gott will mit seiner Liebe und seiner Menschlichkeit einsteigen in unser Leben. nehmen wir seine Liebe in uns auf und trauen seinem Wort, auch für unsere Anfänge.

So grüße ich Sie sehr herzlich, auch im Namen von Pfarrer Wolfram Paff und Frau Bettina Ickstadt, wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und frohmachendes Fest der Menschwerdung Gottes und ein gutes, hoffnungsreiches Jahr 2009.

Gabi Braun Hefter

(c) Bilder 2008, Juan A. Andrés